Ex-Profi Julian Schieber wird zur neuen Saison bei der SG Sonnenhof Großaspach in Doppelfunktion U 17-Trainer sowie zweiter Co-Trainer. Großaspach steht als Absteiger aus der Regionalliga Südwest in die Oberliga Baden-Württemberg fest. Dort ist Schieber aktuell für die TSG Backnang tätig. Im FUSSBALL.DE-Interview spricht der 33-Jährige über das Leben nach der Profikarriere, entspannte Golf-Runden und seine Zukunftspläne.
FUSSBALL.DE: Zur neuen Saison übernehmen Sie eine neue Aufgabe bei der SG Sonnenhof Großaspach in Doppelfunktion. Wie kam es zum Wechsel, Herr Schieber?
Julian Schieber: Nachdem ich bei meinem Heimatklub in Backnang erste Trainer-Erfahrungen gesammelt habe, weiß ich jetzt, dass ich mich mehr zum Jugendtraining hingezogen fühle. Mit der U 17 der SG Sonnenhof Großaspach habe ich ein starkes Nachwuchsteam quasi direkt vor der Haustür und ich freue mich sehr auf die neue Aufgabe. Die Priorität liegt für mich definitiv auf der Nachwuchsarbeit. Dass ich als Co-Trainer der ersten Mannschaft auch eine direkte Verbindung zwischen dem Team und der U 17 herstelle, ist sicher von Vorteil.
Für Großaspach geht es runter in die Oberliga Baden-Württemberg. Wie intensiv haben Sie die zurückliegenden Wochen in der Regionalliga Südwest verfolgt?
“Ich könnte mir gut vorstellen, langfristig Nachwuchstrainer zu werden”
Schieber: Da die SG Sonnenhof bei uns in der Region eine große Nummer ist, habe ich die zurückliegenden Wochen sehr intensiv verfolgt. Ich habe die Daumen für den Klassenverbleib gedrückt, wusste aber schon bei meiner Verpflichtung, dass es schwierig wird. Es war also durchaus realistisch, dass es nicht reichen wird. Deshalb hat man sich bereits ein wenig darauf eingestellt.
In der Oberliga Baden-Württemberg kennen Sie sich als aktueller Co-Trainer der TSG Backnang aus. Was erwartet die SG Sonnenhof dort – wie stark ist die Liga?
Schieber: In der Oberliga Baden-Württemberg wird hochklassiger Fußball gespielt. Mit ehemaligen Profivereinen wie dem SSV Reutlingen und den Stuttgarter Kickers , aber auch Klubs wie dem aktuellen Tabellenführer SGV Freiberg gibt es viele Teams, gegen die man an seine absolute Leistungsgrenze gehen muss. Man merkt, dass in der 5. Liga nicht mehr viel bis zum Profiniveau fehlt.
Großaspach wird erst Ihre zweite Trainerstation, nachdem Sie Ihre aktive Karriere 2021 beendet hatten. Welche Ziele verfolgen Sie als Coach?
Schieber: Ich könnte mir gut vorstellen, langfristig Nachwuchstrainer zu werden. Es kann aber auch sein, dass ich irgendwann noch einmal einen ganz anderen Weg einschlage. Das kommende Jahr in Großaspach werde ich auch nutzen, um für mich zu entscheiden, was ich wirklich will.
Die SG Sonnenhof spielte bis 2020 sechs Jahre in Folge in der 3. Liga. Soll es dorthin zurückgehen?
Schieber: Erst einmal werden wir die Rückkehr in die Regionalliga Südwest anstreben. Wir hoffen, dass wir als neuformiertes Trainerteam um Chefcoach Evangelos Sbonias neuen Schwung in die Mannschaft bringen können. Ob wir auf Anhieb im ersten Jahr aufsteigen können, werden wir sehen. Wie gesagt: Die Oberliga Baden-Württemberg ist sehr stark, es wird nicht einfach für uns.
Werden wir Sie noch einmal als Spieler auf dem Platz sehen?
Schieber: Auf keinen Fall. Ich habe mich bewusst dafür entschieden, dem aktiven Fußball den Rücken zu kehren. Auch meinem Körper zuliebe. Auch in unteren Ligen werde ich nicht mehr selbst auf dem Platz stehen.
Abseits Ihrer Trainertätigkeit im Amateurbereich: Wie hat sich Ihr Alltag nach dem Karriereende verändert?
Schieber: Ich habe deutlich mehr Zeit für die Familie und keinen so durchgetakteten Alltag mehr. Langweilig wird es mit drei Kindern aber nicht. (lacht) Außerdem sind wir gerade dabei, unser Haus zu bauen. Auch Freizeitaktivitäten kann ich jetzt mehr ausüben. An jedem Freitag gehe ich beispielsweise mit Freunden golfen. Ich bin zwar noch ein Anfänger, aber es macht viel Spaß und ist eine gelungene Abwechslung. Klasse ist auch, dass es eine Sportart ist, die den Körper nicht allzu viel beansprucht. (lacht)
Sie entschieden sich nach Ihrer abschließenden Karrierestation beim FC Augsburg für eine Rückkehr in die Heimat. Bleiben Sie dort jetzt sesshaft mit Frau und Kindern?
Schieber: In den nächsten Jahren definitiv. Ich habe bei fünf verschiedenen Bundesligaklubs in Deutschland gespielt und war immer woanders. Jetzt ist die neue Basis erst einmal Backnang. Auch für meine Frau und unsere Kinder ist das angenehm. Sollte ich mich aber für eine Trainerkarriere entscheiden, muss ich langfristig flexibel bleiben. Ich bin auf jeden Fall gespannt, was die Zukunft noch bringt.
Backnang ist eine kleine Stadt mit 35.000 Einwohner*innen. Werden Sie dort überall erkannt?
Schieber: Ich werde schon noch oft erkannt. Aber man merkt dennoch, dass meine Profizeit vorbei ist. Es gibt nach dem Karriereende einen schnellen Cut und du bist von heute auf morgen in der Öffentlichkeit nicht mehr so präsent. Das merkt man dann auch im privaten Alltag. Mit meiner Familie habe ich in Backnang gerade ein entspanntes Leben mit viel Ruhe. Das genießen wir sehr.